Frauen im Sumo
Moderator: Jakusotsu
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Frauen im Sumo
... im spiegel gibt es heute eine kleine fotostrecke zum thema japanische sumoringerinnen ... ein beitrag mit ein paar profunderen infos wäre mir zwar lieber gewesen, aber immerhin ...
片倉
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Re: Frauen im Sumo
Man will Frauensumo forcieren, um den Zugang des Sumo zu Olympia zu erleichtern. Olympia wird in vielen Sportarten als (finanzieller) Heilsbringer betrachtet. Der Zugang zu Olympia würde für das traditionelle Sumo das endgültige Ende bedeuten - außer man hält die Trennung von Ozumo und Amateursumo aufrecht. Aber selbst dann wäre ich skeptisch. Ich denke der NSK könnte der Versuchung nicht widerstehen, dort mitzumischen. Auch in allen anderen Sportarten sind die Profis mittlerweile Olympiateilnehmer.
Zwar ist Sumo bekanntermaßen keine Budo-Kampfkunst - die dort praktizierten Traditionen aber vergleichbar mit denen im Ozumo.
Wohin das führt, kann man schon lange am Judo sehen, jüngst beim Taekwondo und wahrscheinlich bald auch im Karate-Do - wobei das "Do" im Sportkarate schon lange nicht mehr verwendet wird.
Von den Traditionen dieser Budokünste bleiben nur Hüllen erhalten - mit Budo hat das dann rein gar nichts mehr zu tun. Eine Katastrophe wahrlich.
Ich bin daher ein strikter Gegner von "Sumo meets Olympia" .
Zwar ist Sumo bekanntermaßen keine Budo-Kampfkunst - die dort praktizierten Traditionen aber vergleichbar mit denen im Ozumo.
Wohin das führt, kann man schon lange am Judo sehen, jüngst beim Taekwondo und wahrscheinlich bald auch im Karate-Do - wobei das "Do" im Sportkarate schon lange nicht mehr verwendet wird.
Von den Traditionen dieser Budokünste bleiben nur Hüllen erhalten - mit Budo hat das dann rein gar nichts mehr zu tun. Eine Katastrophe wahrlich.
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Wo Elefanten sich bekämpfen, hat das Gras den Schaden.
- Jakusotsu
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Re: Frauen im Sumo
Danke für die Erläuterungen, lieber Thomas.
Dass bei den olympischen Do-s die Tradition den Bach runter geht, war mir bislang nicht bewusst.
Dass bei den olympischen Do-s die Tradition den Bach runter geht, war mir bislang nicht bewusst.
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Re: Frauen im Sumo
Ich habe ehrlich gesagt genau den gegenteiligen Eindruck. Man mag von den Führungskräften des NSK halten was man will, aber ich denke schon, dass die wissen, dass es kaum lohnend sein wird, sich für eine Woche Olympiapräsenz den "Markenkern" für die restlichen 4 Jahre der Olympiade zu ruinieren.tainosen hat geschrieben:Ich denke der NSK könnte der Versuchung nicht widerstehen, dort mitzumischen.
Beziehst du dich auf Judo etc., oder allgemein?tainosen hat geschrieben:Auch in allen anderen Sportarten sind die Profis mittlerweile Olympiateilnehmer.
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Re: Frauen im Sumo
Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, wo in einzelnen Sportarten Profisportler nicht zugelassen waren - das hat sich doch gewandelt, oder nicht?
Aufmerksam beobachtet wird von mir allerdings nur der Kampfsportbereich. Aktuell versucht die World Karate Federation (WKF) wieder einmal den Zugang zu Olympia - -Tokyo 2020.
Aufmerksam beobachtet wird von mir allerdings nur der Kampfsportbereich. Aktuell versucht die World Karate Federation (WKF) wieder einmal den Zugang zu Olympia - -Tokyo 2020.
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Re: Frauen im Sumo
...nun dasselbe auch in der FAZ:
http://www.faz.net/aktuell/sport/kampf- ... 13223.html
Ich habe im englischen Forum bereits die Vermutung geäußert, dass es sich beim ersten Sparringspartner augenscheinlich um Minami (heute Tenkaiho) handeln könnte. Insofern würde mal wieder ein uraltes Gespenst durch die Nachrichtenagenturen geistern.
http://www.faz.net/aktuell/sport/kampf- ... 13223.html
Ich habe im englischen Forum bereits die Vermutung geäußert, dass es sich beim ersten Sparringspartner augenscheinlich um Minami (heute Tenkaiho) handeln könnte. Insofern würde mal wieder ein uraltes Gespenst durch die Nachrichtenagenturen geistern.
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Re: Frauen im Sumo
Klar, das liegt aber auch daran, dass mittlerweile praktisch alle Sportarten einen Profibereich (im Sinne von Preisgeld-Veranstaltungen) beinhalten, selbst so was wie Bobfahren und Bogenschießen. Dazu dann noch die ganze Staatsamateure-Thematik... Ich bin mir nicht sicher, aber Boxen könnte die letzte verbliebene Sportart sein, die Vollprofis nicht zulässt - beziehungsweise gewesen sein, siehe AIBA Pro Boxing, eine frisch eingeführte Olympia-2016-Qualifikationsserie für Profiboxer (mit weniger als 20 Profikämpfen).tainosen hat geschrieben:Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, wo in einzelnen Sportarten Profisportler nicht zugelassen waren - das hat sich doch gewandelt, oder nicht?
Deshalb ist die Unterscheidung in Amateur- und Profisportler für Olympia mittlerweile ziemlich irrelevant, und die eigentliche Frage ist, wie hoch der Stellenwert von Olympia für die einzelnen Sportarten ist bzw. wäre. Und da muss man wohl unterscheiden zwischen:
- "klassische" Olympiasportarten, bei denen es nur eine Handvoll Sportler gibt, die wirklich von ihrem Sport leben können, und wo Olympia weiterhin die absolute Nr. 1 darstellt
- Sportarten mit einem abgetrennten Profibereich, in denen Olympia traditionell untergeordnete Bedeutung hatte, sich das aber durch eine große Verbreitung der Sportart und daraus folgenden internationalen Druck gewandelt hat (Basketball, speziell durch den ehemaligen Ost-West-Gegensatz auch Eishockey)
- Sportarten mit einem abgetrennten Profibereich, der so dominant ist, dass Olympia weit unter den verbandseigenen Veranstaltungen eingeordnet ist (z.B. beim mittlerweile aus dem Programm gefallenen Baseball, aber auch im Fußball, und dem schon erwähnten Boxen)
Kategorie 2 und 3 sind natürlich teilweise schwer abzugrenzen - Tennis und Golf haben zwar große internationale Verbreitung, die auch dazu beigetragen haben dürfte, dass die beiden Sportarten überhaupt erst ins olympische Programm gekommen sind, aber tendenziell liegt beim Tennis die Bedeutung auch nach fast 30 Jahren immer noch hinter den Grand Slams zurück, und beim Golf dürfte nach der kommenden Einführung der Unterschied erst mal auch ziemlich groß sein. Jedenfalls sind das Sportarten, die auf der Profi-Ebene praktisch keine Anpassungen vorgenommen haben, um "olympiatauglich" zu werden.
Sumo würde ich ganz eindeutig in die letzte Kategorie einstufen, und das wird sich auch die nächsten 100 Jahre (selbst bei steigender weiblicher Beteiligung) nicht ändern. Mal völlig nüchtern betrachtet: In wie vielen Ländern wird denn Amateursumo als ernsthafte Sportart mit Nachwuchsförderung usw. betrieben? Nach meinem Eindruck sind das bestenfalls Japan, Aserbaidschan, vermutlich Russland und vielleicht noch Bulgarien (keine Ahnung, was da nach Stoyanovs Justizproblemen jetzt noch läuft). Daneben hat man noch ein paar Länder, wo Sumo "Nebenprodukt" von anderen Ringersportarten ist (Mongolei, Türkei, Ägypten).
Aber abgesehen davon ist Amateursumo doch einfach nur ein Sammelbecken für alternde Judoka, Quereinsteiger mit Gewichtsüberschuss und ein paar Hobbyisten. Als Breitensport ist Sumo außerhalb Japans praktisch nicht existent. Deshalb kann man die Olympiabestrebungen des IFS getrost ignorieren, und selbst wenn die relevant wären, wäre das NSK doch bescheuert, sich das an die Backe zu kleben, wenn man dafür das abschaffen müsste, was Ozumo zu Ozumo macht.
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Re: Frauen im Sumo
Gute Analyse - und Deine Worte in die Ohren der zwölf Götter des Olymps ....Asashosakari hat geschrieben: Aber abgesehen davon ist Amateursumo doch einfach nur ein Sammelbecken für alternde Judoka, Quereinsteiger mit Gewichtsüberschuss und ein paar Hobbyisten. Als Breitensport ist Sumo außerhalb Japans praktisch nicht existent. Deshalb kann man die Olympiabestrebungen des IFS getrost ignorieren, und selbst wenn die relevant wären, wäre das NSK doch bescheuert, sich das an die Backe zu kleben, wenn man dafür das abschaffen müsste, was Ozumo zu Ozumo macht.
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