Fragen zu der Basho-Sportstätte

Alles rund um das aktuelle Basho

Moderator: Shinkansen

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Martl
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Fragen zu der Basho-Sportstätte

Beitrag von Martl »

Hallo zusammen!

Meine Fragen an die, die schon mal ein Basho live gesehen haben.

Sind eigentlich die Veranstaltungshallen, die ja doch (nehme ich an) vornehmlich für Sumo genutzt werden, vernünftig klimatisiert? Im Winter muss es ja so sein, aber man sieht immer im laufenden Basho viele Zuschauer, die sich mit Fächern etwas Kühlung verschaffen (obwohl die Kämpfe z.Z. nicht gerade hitzig geführt werden).

Eine weitere Frage: wem gehören die Hallen, dem Verband oder oder mietet er die an?

Wann wurde/wird festgelegt, wann und vor allem wo die Bashos stattfinden, bzw, seit wann ist die Abfolge der Turnierorte so festgelegt?

Bewerben oder bewarben sich auch andere Orte für die Durchführung eines Basho?

Danke

Martl

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Jakusotsu
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Re: Fragen zu der Basho-Sportstätte

Beitrag von Jakusotsu »

Durchweg interessante Fragen, deren Antworten ich selbst gerne kennen würde.
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Hokkaiko
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Re: Fragen zu der Basho-Sportstätte

Beitrag von Hokkaiko »

Zu den Temperaturen in der Kokugikan kann ich was sagen, mein erster Besuch dort war im Januar und da meine Mutter ein wahrer Frostködel ist rief meine Cousine dort an um sich zu erkundigen ob geheizt wird, es wurde und ohne Jacke dort zu sitzen ist kein Problem. Im Sommer ist die Halle recht zweigeteilt, in den Masuseki unter dem Balkon wird es schnell zu kühl da dort in der niedrigen Decke riesige Lüftungsschlitze sind, des Öfteren dankt man die dortigen Kühle mit einer grandiosen Erkältung. Im unteren Bereich sind die Klimaanlagen weiter entfernt und die 100 Strahler über dem Dohyo heizen die Gegend noch mit auf, dort kommt man leicht ins schwitzen. (auch wegen der Nähe zu den Rikishi - jedenfalls wir Frauen) ;-)
Im zweiten Stock sammelt sich die warme Luft von unten, sie wird nur wenig gekühlt, deswegen sind Plätze in Brüstungsnähe am besten geeignet. Insgesamt aber zu jeder Jahreszeit gut zu sitzen.
Fächer und langärmlige Bekleidung sind allerdings sinnvoll, je nachdem wo dein Platz ist.

Watashi
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Re: Fragen zu der Basho-Sportstätte

Beitrag von Watashi »

Alles kann ich nicht beantworten, aber zumindest zur Ausgangsfrage kann ich ein bisschen was beitragen:
Ja, die Hallen sind klimatisiert. Als ich im Mai 2001 das erste Mal in Tokyo im Kokugikan war, war es so stark gekühlt, dass ich im T-Shirt gefroren habe, obwohl draußen deutlich mehr als 20 Grad waren. Damals war diese starke Klimatisierung in Japan allgemein üblich, auch in Kaufhäusern konnte man zuweilen frieren und in die Parlamentsbibliothek bin ich auch bei 35 Grad Außentemperatur immer mit Pullover gegangen.

Diese starke Klimatisierung ist im Zuge des Klimaschutzes allerdings immer weiter zurückgefahren worden. Die Standardtemperaturen wurden immer weiter erhöht. Als ich das letzte Mal in der Parlamentsbibliothek war, lag die Temperatur, auf die die Räume gekühlt wurden bei 28 Grad; nicht die Magazine, weil das für die Bücher nicht gut wäre, aber die Besucher durften schitzen. Seit dem Atomunfall von Fukushima sind gerade im Sommer die Stromsparbemühungen noch ausgeprägter, insofern wird das sicherlich nicht besser sein.
Ich weiß jetzt nicht, wieweit die die Halle in Nagoya kühlen, aber da die der Präfektur gehört und damit ein öffentliches Gebäude ist, wird die Klimaanlage auf einem ähnlichen Level sein, vermute ich. Und dann kann es im manchen Teilen der Halle vermutlich noch wärmer sein, was einen Fächereinsatz definitiv sinnvoll erscheinen lässt.

Was mich zu meinem zweiten Punkt bringt: Wem gehören die Hallen?
Der Kokugikan in Tokyo ist explizit als Sumo-Halle gebaut worden und wird auch vom Sumoverband verwaltet. Dort finden drei Turniere statt (Januar, Mai, September), dazwischen Intai-Zeremonien, Eintagesturniere etc. Inzwischen wird die Halle aber auch für Boxevents u.ä. vermietet.

Die anderen drei Hallen gehören nicht dem Sumo-Verband und werden nur für die zwei Wochen des basho für Sumo verwendet. Inwieweit die dafür Miete zahlen, weiß ich allerdings nicht.

Die Halle in Osaka gehört der Präfektur Osaka. Es ist normalerweise eine große Sporthalle, die fürs Sumo mit weiteren Sitzen ergänzt wird (das sind Metallkonstruktionen, auf denen dann die masu-seki (Sitzboxen für 2-4 Personen) montiert werden. Die normalen Sitzplätze der Halle sind die isu-seki (Einzelstuhlplätze). Spaßigerweise hat die Präfektur die Namensrechte eigentlich bis 2015 verkauft, deshalb heißt die Halle offiziell BODYMAKER Colloseum. Nur beim Sumo wird sie immer noch Osaka Prefectural Gymnasium genannt, z.B. auf der banzuke (in Japanisch natürlich: 大阪府立体育会館).

Die Halle in Nagoya gehört der Präfektur Aichi und ist im normalen Leben ebenfalls eine Sporthalle. Der Umbau erfolg ähnlich wie in Osaka (wobei ich mich immer gefragt habe, ob das dieselben Einbauten sind oder ob die für jeden Halle eigene haben).

In Fukuoka war ich noch nicht, insofern kann ich über die Innenausstattung nichts sagen. Die Halle ist jedenfalls normalerweise das Fukuoka International Center, ein Kongresszentrum mit eigener Betreibergesellschaft.

Seit 1958 gibt es die sechs Turniere in den entsprechenden Städten (Tokyo, Osaka, Tokyo, Nagoya, Tokyo, Fukuoka). Da die Hallen damals noch nicht alle existierten (der heutige Kokugikan ist von 1985, Osaka in seiner heutigen Form von 1987, Nagoya von 1964, Fukuoka von 1981), allerdings meistens in anderen Hallen. In Tokyo wurde vorher im Kuramae Kokugikan (seit 1954) gekämpft. In Osaka erst im Osaka Kokugikan (vor dem Krieg), nach dem Krieg in der Präfektursporthalle (mit einer Ausnahme 1986 in einer städtischen Halle, weil die Präfekturhalle neu gebaut wurde). In Nagoya wurde erst eine städtische Sporthalle verwendet und ab 1965 die Präfekturhalle. In Fukuoka diente 1957-1973 das Fukuoka Sportzentrum (gehört dem Bahnunternehmen Nishitetsu), dann 1974-1980 die Kyushu Electric Power Memorial Gymnasium, anschließend das Fukuoka International Center als Austragungsort.
Warum diese Hallen? Keine Ahnung, sorry.

PS: Da komme ich klimaanlagentechnisch zu spät (und ich habe auch nicht so viele unterschiedliche Erfahrungen mit den Sitzplätzen). Ich hoffe aber, der Rest ist OK.

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Jakusotsu
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Re: Fragen zu der Basho-Sportstätte

Beitrag von Jakusotsu »

:applaus
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Tikozan
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Re: Fragen zu der Basho-Sportstätte

Beitrag von Tikozan »

:applaus Danke, jetzt bin ich auch wieder ein wenig schlauer :riesenfreu

Asashosakari
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Re: Fragen zu der Basho-Sportstätte

Beitrag von Asashosakari »

Watashi hat geschrieben:Die Halle in Nagoya gehört der Präfektur Aichi und ist im normalen Leben ebenfalls eine Sporthalle. Der Umbau erfolg ähnlich wie in Osaka (wobei ich mich immer gefragt habe, ob das dieselben Einbauten sind oder ob die für jeden Halle eigene haben).
Apropos Umbau, dazu hat der Twitter-Feed des Kyokai kürzlich eine ganze Bilderserie veröffentlicht, die hier im engl. Forum zusammengestellt worden ist.
Watashi hat geschrieben:Spaßigerweise hat die Präfektur die Namensrechte eigentlich bis 2015 verkauft, deshalb heißt die Halle offiziell BODYMAKER Colloseum. Nur beim Sumo wird sie immer noch Osaka Prefectural Gymnasium genannt, z.B. auf der banzuke (in Japanisch natürlich: 大阪府立体育会館).
Irgendwo habe ich gelesen, dass es gewissermaßen genau umgekehrt ist, sprich offiziell heißt die Arena weiterhin 大阪府立体育会館, und "Bodymaker Colosseum" ist lediglich für die Außendarstellung relevant; auf der Website der Arena wird es jedenfalls als 愛称 Spitzname/Beiname bezeichnet.

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