17-jähriger Sumoneuling stirbt beim Training

Alles rund um das aktuelle Basho

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tsunamiko
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17-jähriger Sumoneuling stirbt beim Training

Beitrag von tsunamiko »

Der siebzehnjährige Tokitaizan vom Tokitsukaze Beya, der im mai erst zum Sumo gekommen war starb am 27. Juni plötzlich nach dem Training. das hier ist eine Zusammenfassung von allen Meldungen aus verschiedenen quellen.

Die ersten Meldungen besagten er hätte sich nach dem Keiko schlecht gefühlt und wäre dann in ein Krankenhaus gebracht worden wo er dann 2 ½ Stunden später verstarb.

In den ersten Meldungen hieß es auch er sei an Herzversagen gestorben. Die Autopsie zeigte keine versteckten Krankheiten auf, auch kein verstecktes Herzproblem. Er verlor das Bewusstsein während des butsukarigeiko und wurde kurz nach der Einlieferung ins Krankenhaus für tot erklärt. Sein Gesicht soll rot und geschwollen gewesen sein und er soll Brandmale von Zigaretten an den hüften gehabt haben und blaue flecken am ganzen Körper.

Er ist jetzt wieder in seinem Heimatort. Die Ironie ist, er wollte das Sumo verlassen und war wohl auch aus dem Heya abgehauen, wurde aber von seinen verwandten (Vater) überredet wieder zurückzugehen.
...there are so many different ways that lead to the gods
so many ways that lead to enlightment


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nadja maleh - flugangsthasen

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Raishu
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Beitrag von Raishu »

Auf sumoforum.net wurden heute neue Entwicklungen zu dem Fall gepostet, und es scheint jetzt knüppeldick zu kommen.

Laut Angaben, wird die Polizei Schritte gegen Tokitsukaze Oyakata und einige ältere/höherrangige Rikishi (Namen nicht genannt) des Heyas einleiten.

Tokitsukaze hat zugegeben, dem 17 jährigen Shin-Deshi einen Tag vor seinem Tod eine Bierflasche ins Gesicht geschlagen zu haben. Dies scheint wohl auch der Grund für das Wegrennen des Jungen gewesen zu sein. Er wurde daraufhin von den o.g. älteren Riskihi ins Heya zurückgebracht und wohl das Opfer von Misshandlungen, die wohl zu Tokitaizans Infarkt beigetragen haben.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass alle Betroffenen, abgesehen von den rechtlichen Konsequenzen, das NSK verlassen müssen.

Bleibt natürlich nach wie vor offen, wer denn jetzt die Rikishi sind.

Für diejenigen, die nicht wissen welche Sekitori dem Tokitsukaze angehören, hier eine kleine Auflistung:

Tokitenku
Toyonoshima
Tokitsuumi
Shimootori

Watashi
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Beitrag von Watashi »

Der Fall hat es bei der Japan Times unter die Top Drei der Schlagzeilen gebracht. Logischerweise wird er auch in anderen japanischen Medien prominent behandelt. Neben der Bierflasche wird auch noch von einem Metallschläger (Baseballschläger, nehme ich an) gesprochen.
Die Asashi Shinbun (englische Ausgabe) berichtet zudem, dass erst etwa 1,5 Stunden nachdem der rikishi zusammengebrochen war, der Notruf verständigt wurde (Zusammenbruch um 11.10, Notruf um 12.50). Bei der Yomiuri Shinbun (englische Ausgabe) klingt das wieder weit weniger schlimm ("fühlte sich um 12.40 nicht wohl"). Da scheint noch einige Aufklärungsarbeit nötig zu sein.
Laut Mainichi Shinbun (englische Ausgabe) hat das heya auch versucht, die Einäscherung des Toten zu übernehmen (beschleunigen?), die Familie vermutet einen Vertuschungsversuch. Die Familie war es auch, die auf einer Autopsie bestand, nachdem sie nicht nur multiple Blutergüsse und Schnittwunden, sondern auch Brandwunden (von Zigaretten, wird vermutet) auf dem Körper sahen (ebenfalls Mainichi Shinbun). Die Autopsie erbrachte jetzt das Ergebnis, dass der Tod wahrscheinlich kein normaler Herzinfarkt war, sondern aufgrund eines verletzungsbedingten Schocks eintrat. Weitere Untersuchungen stehen noch aus.

Es ist zumindest auffällig, dass die Geschichte nicht unter der Rubrik "Sport" versteckt wird, sondern bei den "National News" gleich am Anfang gebracht wird. Den Rekrutierungsbemühungen der heya wird damit jedenfalls wohl kaum gedient sein.

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tekariko
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Beitrag von tekariko »

Hallo,

ich bin ziemlich schockiert. Nicht nur über diese Meldung, sondern zum Teil auch auf meine Reaktion darauf.

Das erste Posting habe ich nur eher beiläufig registriert.
Plötzlicher Tod eines jungen Sportlers...bedauerlich, aber auch in anderen Sportarten vorkommend.

Warum habe ich das mit den Brandmalen einfach überlesen?

Weil ich es nicht lesen wollte?

Weil nicht sein kann, was nicht sein darf?

Meine Freude am Sumo hat einen gewaltigen Dämpfer abbekommen.
Die nächsten Fragen die sich mir jetzt stellen:

Ist das gängige Praxis oder nur ein Einzelfall?

Warum sind alle bei diesem Thema (zumindest hier) so sprachlos?

Viele Grüße
Tekariko

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Qijuryu
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Beitrag von Qijuryu »

tekariko hat geschrieben:Hallo,

ich bin ziemlich schockiert. Nicht nur über diese Meldung, sondern zum Teil auch auf meine Reaktion darauf.

Das erste Posting habe ich nur eher beiläufig registriert.
Plötzlicher Tod eines jungen Sportlers...bedauerlich, aber auch in anderen Sportarten vorkommend.

Warum habe ich das mit den Brandmalen einfach überlesen?

Weil ich es nicht lesen wollte?

Weil nicht sein kann, was nicht sein darf?

Meine Freude am Sumo hat einen gewaltigen Dämpfer abbekommen.
Die nächsten Fragen die sich mir jetzt stellen:

Ist das gängige Praxis oder nur ein Einzelfall?

Warum sind alle bei diesem Thema (zumindest hier) so sprachlos?

Viele Grüße
Tekariko
Stimmt !

Auch ich bin sprachlos.

Sollte sich dies alles alles richtig herausstellen muß ich meine Einstellung
zum Sumo überdenken, auch wenn es ein Einzelfall ist.
Ich könnte mir jedoch auch vorstellen, dass dies wie bei anderen Sportarten später auch, doch nicht bei dem Einzelfall bleibt.

Was wissen wir schon ??

Eventuell können Forumsmitglieder die bei verschieden Heyas ein und ausgehen etwas dazu beitragen, Licht ins Dunkel zu bringen.

Ein Tabu-Thema sollte dies hier keinsfalls sein.


Qijuryu :cry:

Meide laute und aggressive Menschen; sie sind eine Qual für den Geist.
Desiderata

Matitsuomi
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Beitrag von Matitsuomi »

Ich gebe zu, auch meine erste Reaktion war... merkwürdig. Nicht die Art, die man sich als Reaktion wünscht.

Bedauern über den Tod eines mir unbekannten Menschen hält sich bei mir meist in Grenzen. Einzelne Schicksale, "gut verpackt", können mich erreichen, aber meist ist es mir eher egal denn sonst was. Damit kann ich leben.

Diese Sache hier wurde für mich als allgemein den Sumosport betreffende Sache interessanter, aber ich ging (und gehe) noch von einem Einzelfall (im Heya-Bereich) aus. Bedauerlich, aber man wird die richtigen Konsequenzen ziehen, und solche oder andere Dinge kommen als Einzelfälle immer wieder vor.

Das, was den externen Sumointeressierten (kurzfristig, langfristig steckt hier ein echtes Problem, das auch mit den strikten Hierarchien zu tun haben dürfte) eigentlich am ehesten betrifft ist ja "leider", dass ein Tokitenku eventuell aus dem Sport verschwände, wenn er etwas mit der Sache zu tun hätte.

Eigentlich kann das doch nicht der Gedankengang sein...

Was aber das "sachliche" betrifft: das, was man hört, ist übel, das was man sich ausmalt, noch übler, aber zumindest ich warte, bevor ich hier viel sagen will, auf "belastbare" weitergehende Informationen. Der erste Eindruck bringt einen oft genug zu einer Reaktion gegenüber Leuten und Institutionen, die letztlich nicht stimmte. Ich will lieber mehr wissen, als Verlängerung des "In dubio pro reo". Klar ist, wenn alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint, dann hoffe ich auf nicht nur sumointerne Reaktionen, sondern auch auf strafrechtliches. Aber noch weiß ich nicht, ob es so ist.

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Fay
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Beitrag von Fay »

Das ist wirklich ein schockierendes Ereignis, für mich besonders traurig, da ich den Jungen bei der Präsentation der shindeshi auf dem dohyo gesehen habe.

Ich bin zwar regelmäßig in den Heya zu Besuch, aber weit davon entfernt zu wissen, was tatsächlich während des Trainings und hinter verschlossenen Türen abgeht. Zu Bashozeiten ist das Training nur sehr eingeschränkt in einigen Heya und wahrscheinlich hält man sich auch zurück, wenn Besucher da sind. Ich kann also auch nur sehr pauschal darüber berichten.

Bei Tomozuna findet auch in der Bashozeit ein richtiges Training statt. Allerdings sagte mir Kaio einmal, daß ich außerhalb der Bashozeiten kommen sollte, da würde ich dann auch sehen, wie ein "richtiges" Trainig abläuft. Es ist mir allerdings nie etwas aufgefallen, was nicht in ein Training gehört. Kainowaka wurde zwar dieses Mal sehr hart und bis zur Erschöpfung rangenommen, aber eben auch nicht darüber hinaus. Das Klima im Heya untereinander scheint mir aber auch sehr gut zu sein, das liegt wohl auch daran, daß es ein relativ kleiner Heya ist. Den Oyakata kann ich überhaupt nicht einordnen, wenn ich da bin macht er immer Witzchen mit seinen Jungs, und ich muss sagen, sie trauen sich auch etwas anderes als "hai" zu sagen, wenn er mit ihnen spricht, das habe ich auch schon anders erlebt. Insgesamt gesehen denke ich dass bei Tomozuna alles verantwortungsbewusst und anständig abläuft.

Bei Sadogatake ist mir ab und an schon mal ein unnötiger Tritt in die Seite oder ein übermäßig starkes Herannehmen von einzelnen rikishi aufgefallen - immer soweit ich das überhaupt beurteilen kann... Aber jemandem, der schon am Boden liegt dann noch mal in die Nieren zu treten muss auch nicht wirklich sein. Auffällig ist daß solche Aktionen immer von deshi ausgehen, die es im Leben nicht weiter als zu Sandanme bringen werden und jede Gelegenheit nutzen den unter ihnen stehenden zu beweisen, daß sie auch was zu sagen haben. Der Oyakata sagt nichts dazu, also scheint es wohl gängige Praxis zu sein. Sadogatake ist auch ein ziemlich großer Heya, umso schwieriger sich in der Heyahierarchie zu behaupten vielleicht. Von den Sekitori sieht man irgendwelche Aktionen in der Richtung nie, die haben es allerdings auch nicht mehr nötig sich beweisen zu müssen.

Bei Izutsu kann ich mir nicht vorstellen, daß irgendwelche Grausamkeiten vorkommen, von Izutsu Oyakata schon mal gar nicht. Dort läuft alles eher unterschwellig auf Psychoebene ab. Ich habe den Eindruck, daß besonders ein rikishi Kakuryu seinen Erfolg neidet und versucht hat ihm das Leben auf andere Weise schwer zu machen. Das wird ihm allerdings zunehmend schwer fallen, da brauch ich mir dann keine Sorgen zu machen :-D.

Bei Takanohana ist das Training hart, der Bambusstock liegt auch daneben, ich habe ihn allerdings noch nie in Aktion gesehen, mir wurde aber berichtet, daß er auch schon mal zum Einsaz kommt. Koseki ist auch schon mal weggelaufen, aber ich weiss nicht aus welchen Gründen. Takanohana selbst macht allerdings sehr viel Kinder- und Jugendarbeit und die Kinder lieben ihn alle heiss und innig. Die deshi untereinander scheinen sich auch gut zu verstehen und wohl zu fühlen, mir scheint dort alles gut zu laufen bis auf wenig Rekrutierungserfolg .

Andere Heya, die ich besucht habe, kann ich noch weniger beurteilen. Gutes Klima herrschte bei Kitanoumi und Dewanoumi, bei Takasago beobachte ich regelmäßig einen Oyakata, den eigentlich nur seine Zeitung interessiert. Wie gesagt sind das alles nur Momentaufnahmen, die ich da beobachte. Ich bin sicher, daß die Oyakata, die ich näher kenne, ihre Aufgabe verantwortungbewusst wahrnehmen, wenn auch manchmal Übergriffe der deshi untereinander zugelassen werden, die ich als unnötig ansehe und nicht dulden würde.

Bei Tokitsukaze einmal - von meiner japanischen Freundin - nachgefragt, ob wir zum Training kommen könnten hiess es - vor dem tragischen Ereignis - "wir erlauben niemandem zu keiner Zeit das keiko zu besuchen" ...

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Jakusotsu
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Beitrag von Jakusotsu »

Fay hat geschrieben:Bei Tokitsukaze einmal - von meiner japanischen Freundin - nachgefragt, ob wir zum Training kommen könnten hiess es - vor dem tragischen Ereignis - "wir erlauben niemandem zu keiner Zeit das keiko zu besuchen" ...
Diese Haltung von Tokitsukaze-Beya hatte ich auch noch in Erinnerung, deswegen waren Nishinoshima und ich auch sehr verwundert, als wir im Mai vor dem Eingang ein Schild auf englisch hängen sahen - Wortlaut: "um beim Training zuzusehen, bitte Glocke läuten". Das haben wir am nächsten Morgen auch ganz mutig getan, aber aufgemacht hat niemand. :?
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Watashi
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Beitrag von Watashi »

Die Sache zieht weitere Kreise. Jetzt musste Kitanoumi beim Ministerium für Erziehung und Wissenschaft (und Kultur und Sport und Technologie) antreten und dem Minister Rede und Antwort stehen (Mainichi Shinbun).
Dort wurden vom Minister und einem Stellvertreter/Staatssekretär fünf Vorgaben gestellt, die die Kyokai erfüllen soll:
1. eine eigene Untersuchung des NSK parallel zur polizeilichen Ermittlung
2. die Betroffenen angemessen bestrafen
3. Vorkehrungen treffen, dass eine solche Situation sich nicht wiederholt
4. ähnliche Vorfälle aus der Vergangenheit ernst nehmen und erneut eingehend untersuchen
5. externe (sprich: nicht direkt zum NSK etc. gehörende) Mitglieder in ein gerade gegründetes "Komitee zur Untersuchung der Führung von rikishi" aufnehmen (nur auf Japanisch).

wolle
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erschüttert

Beitrag von wolle »

Auch ich war total erschüttert! Es ist kaum zu glauben, dass sowas passieren kann. Ich war zuletzt so erschüttert als ich vom Foltermord im Jugendgefängnis gehört habe. Wie ich damit umgehen soll weiss ich auch nicht. Kein Sumo mehr schauen? Ich weiss nicht! Was würde ich machen wenn das gleich einem Nachwuchsspieler von Schalke 04 passiert wäre. Ich glaube da würde ich am Rad drehen und ich hätte zumindest ein Mail an den Fan-Dachverband schreiben. Aber das wäre ja wohl auch nicht genug. Sooo schwierig!

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gernobono
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Beitrag von gernobono »

eigentlich kann ich mir nicht vorstellen, dass für leute, die sich länger mit sumo befassen eine solche meldung sooooo überraschend kommt.....es gibt doch immer wieder berichte, dass die deshi mit bambusstöcken geschlagen werden (auch auf den kopf) und es war in irgendeiner doku auf zdf oder ard auch zu sehen, dass sie sogar zustechen mit den bambusrohren....

mich verwundert nur die brutalität mit der hier vorgegangen worden ist.....oder vielleicht kommt nun einmal die realität ans licht.....wer weiss, wie es in so verschlossenen gesellschaften zugeht.....

an der ganzen geschichte ist ja nicht nur die vorgehensweise von tokitsukaze-oyakata zu verurteilen, sondern mich wundert, dass sich anscheinend niemand über das seltsame verhalten der eltern wundert, die den 4x weggelaufenen jungen immer wieder ins heya zurück schicken....

da ich von der herrschenden brutalität in den heya schon öfter etwas gelesen habe, werde ich mein verhältnis zu sumo deswegen nicht überdenken, aber ich fände es gut, wenn die direkt verantwortlichen zur rechenschaft gezogen werden......

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Ganryu
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Beitrag von Ganryu »

Ein solches Heya-internes Verhalten paßt für mich ins Bild als Versuch, Traditionen und Gedankengut aus der Feudalzeit (Aufopferung, Ergebenheit, etc.) in die heutige Zeit hinüber zu "retten" und sie konsequent anzuwenden. Einerseits erhält man "die Tradition" bzw. "die alten Werte" aufrecht, andererseits stellt sich die Frage, ob das heute überhaupt möglich ist.

Für mich ist das derselbe gedankliche Fehler, dem moderne (vorzugsweise westliche) Manager erliegen, wenn sie auf Biegen oder Brechen versuchen, ihre Management-Strategien nach den vor Jahrhunderten formulierten Maximen berühmter Schwertkämpfer, Heerführer o. ä. zu betreiben. (Besonders beliebt sind dafür das "Hagakure" und das "Buch der fünf Ringe".)

Gernot hat einen für mich sehr interessanten Aspekt angesprochen: Was trieb die Eltern an, ihren Sohn immer wieder zurück ins Heya zu schicken? Ist das falsch verstandenes Traditionsbewußtsein im o. g. Sinne oder blinder Ehrgeiz oder einfach Ahnungslosigkeit nach dem Motto: "Stell dich nicht so an!"?

Viele Grüße,

Kana-san

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Jakusotsu
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Beitrag von Jakusotsu »

Kana-san hat geschrieben:Gernot hat einen für mich sehr interessanten Aspekt angesprochen: Was trieb die Eltern an, ihren Sohn immer wieder zurück ins Heya zu schicken? Ist das falsch verstandenes Traditionsbewußtsein im o. g. Sinne oder blinder Ehrgeiz oder einfach Ahnungslosigkeit nach dem Motto: "Stell dich nicht so an!"?
Um das zu verstehen, müsste man den Bengel wohl persönlich gekannt haben. Ich möchte den tragischen Vorfall natürlich nicht verharmlosen, aber irgendetwas muss an seinem Verhalten wohl auffällig gewesen sein, dass der Oyakata und die Deshi derart in Rage geraten sind. Faulheit allein kann's nicht gewesen sein. Was da genau abgelaufen ist, wird wohl nie ans Licht der Öffentlichkeit gelangen.
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Raishu
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Beitrag von Raishu »

Kana-san hat geschrieben:
Gernot hat einen für mich sehr interessanten Aspekt angesprochen: Was trieb die Eltern an, ihren Sohn immer wieder zurück ins Heya zu schicken?
Diese Frage kann man zum Teil über die bisher veröffentlichten Berichte beantworten.

Der Vater von Tokitaizan gab in Presseinterviews an, dass sein Sohn immer wieder mit der Begründung vor der Tür stand, dass er vor den Anideshi und dem Oyakata Angst habe. Dass er von ihnen verprügelt und misshandelt wurde, hat er vor seinen Eltern nicht erwähnt. Wahrscheinlich hätten sie den Jungen wohl an dieser Stelle nach Hause zurück geholt.

So gesehen könnte ich mir vorstellen, dass die Eltern den Eindruck hatten, dass dem Sohn das Leben im Heya einfach nur zu anstrengend ist, und er deshalb wieder nach Hause zurück möchte.

Des weiteren erwähnte der Vater, dass sein Sohn immer wieder beteuerte ab sofort ein braver Junge zu sein, sofern er nach Hause zurück darf.

Ich leite daraus ab, dass Tokitaizan wahrscheinlich nicht freiwillig dem Sumo beitrat, sondern seine Eltern ihn schickten, da dieser vielleicht hin und wieder aufmüpfig oder auffällig wurde.
Anscheinend sehen einige Eltern im Sumo eine Möglichkeit, ihre Söhne auf den richtigen Weg zu leiten, da sie dort Disziplin und Leistungsbereitschaft lernen sollen.

Bestes Beispiel ist Chiyotaikai, der vor seinem Eintritt ins Kokonoe Heya einer Strassenbande angehörte, die regelmäßig Überfälle und Schlägereien verübten. Er hat es bis zum Ozeki gebracht, für Tokitaizan endete die Maßnahme tödlich ...

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gernobono
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Beitrag von gernobono »

Raishu hat geschrieben: Der Vater von Tokitaizan gab in Presseinterviews an, dass sein Sohn immer wieder mit der Begründung vor der Tür stand, dass er vor den Anideshi und dem Oyakata Angst habe. Dass er von ihnen verprügelt und misshandelt wurde, hat er vor seinen Eltern nicht erwähnt. Wahrscheinlich hätten sie den Jungen wohl an dieser Stelle nach Hause zurück geholt.
Es ist doch klar, dass sie jetzt nicht zugeben, dass er ihnen die Striemen gezeigt hat und sogar namentlich die Rikishi genannt hat, die ihn immer wieder verprügeln. Warum sollte jemand, der aus dem Heya raus will seinen Eltern gegenüber die Sache harmloser darstellen, als sie war?
Es gab schon Situationen, wo sich Leute selbst Verletzungen zugefügt haben um zu erreichen was sie wollen, aber ich habe noch nie gehört, dass jemand seinen "Gegner" dabei harmloser darstellt.

Sein schlechtes Benehmen umfasste zum Beispiel so haarsträubende Dinge wir "rauchen am Klo".

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Beitrag von Raishu »

gernobono hat geschrieben: Es ist doch klar, dass sie jetzt nicht zugeben, dass er ihnen die Striemen gezeigt hat und sogar namentlich die Rikishi genannt hat, die ihn immer wieder verprügeln. Warum sollte jemand, der aus dem Heya raus will seinen Eltern gegenüber die Sache harmloser darstellen, als sie war?
Klingt plausibel, da geb ich dir recht.

Ich könnte mir aber vorstellen, dass er aus Angst vor einer Rückkehr und weiteren Repressalien eben nicht die Namen und genauen Geschehnisse daheim geschildert hat.
Hätten die anderen Rikishi und der Oyakata dies mitbekommen, wäre er wahrscheinlich im Heya noch härter als eh schon rangenommen worden (vorausgesetzt der Vater hätte ihn ins Heya zurückgebracht und die Betroffenen mit den Anschuldigungen konfrontiert).
Aber natürlich ist dies alles Spekulation.

Wie es Jakusotsu bereits erwähnt hat, die wahren Begebenheiten werden wir als Leser sowieso nicht erfahren.

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Jakusotsu
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Beitrag von Jakusotsu »

Ich grüble jetzt schon länger darüber nach, was den Oyakata dazu veranlassen könnte, seinem Schüler mit einer Bierflasche ins Gesicht zu schlagen. Selbst wenn Tokitsukaze ein extrem harter Hund wäre, ist es kaum vorstellbar, dass solche Ausraster tagtäglich vorkommen. Auch klingt es nicht gerade nach einer geplanten Züchtigung, sondern viel mehr nach einem Akt im Affekt. Je länger ich über diese Situation nachdenke, umso mehr komme ich zu dem Schluss, dass Tokitaizan den Oyakata in irgendeiner Form (wahrscheinlich verbal) provoziert oder beleidigt haben muss. (...und der hatte dann zufällig eine Bierflasche in der Hand.) Danach war der Schock groß, und so kam wohl eines zum anderen.

Wie gesagt, ich möchte den Vorfall keinsfalls rechtfertigen. Ich versuche nur, die Beweggründe der Beteiligten zu verstehen.
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kimarite
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Beitrag von kimarite »

@Jakusotsu
mit solchen Fragen sollte man sehr vorsichtig sein. Trotz aller angefügten Vorbehalte bleibt ein Rest an Beschuldigung. Ich denke, dass keine Formulierung eine solche Reaktion verursachen darf. Selbst ein körperlicher Angriff darf nicht so pariert werden.

Insgesamt wundere ich mich schon etwas über die Reaktionen mancher Teilnehmer des Forums. Der Meldung von Tsunamiko Ende Juni sind keine Antworten gefolgt, obwohl der Sachverhalt bis auf die Bierflasche bekannt war. Jetzt schaut es für mich so aus, dass nur wegen des Schlages mit der Bierflasche das alles so entsetzlich empfunden wird.

Die meisten Beobachter der Sumoszene wissen um das harte Training. Wer selbst dabei war, hat sicher die eine oder andere Aktion miterlebt. Fast immer kommt es zu Übergriffen, die über das Maß normaler Persönlichkeitsrechte hinausgehen. Seien es Schläge mit dem Bambusstab, Ziehen an den Haaren oder sehr häufig nur verbale Attacken. Ich selbst habe das schon sehr häufig miterlebt. Meist sind dabei die mittleren Ränge an der Spitze der Aktionen. Sekitori werden seltener aktiv. Aber auch das gibt es. Jetzt allzu überrascht zu tun, finde ich fast etwas verlogen.

Ich habe mit einigen langjährigen Beobachtern der Szene umfangreiche Streitgespräche geführt, ob die Vergehen des mongolischen Yokozuna so schwerwiegend seien und dann der Tod eines Rikishi eigentlich niemand interessiert. Keiner war meiner Meinung. Erst die Bierflasche hat jetzt wenigstens ein Umdenken verursacht. Nach einem Vortrag, den ich im Rahmen der Aninite am 26.8. in Wien gehalten habe, war ich ebenfalls sehr erstaunt, wie wenig Aufregung mein Bericht verursacht hat.

Trotzdem bin ich letztlich aber der Meinung, dass sämtliche Übergriffe im täglichen Training nichts mit dem Fall Tokitsukaze zu tun haben. Da hat in einer Abfolge von mehreren Fehlleistungen das Training nur als Vorwand für eine Bestrafungsaktion herhalten müssen. Selbst wenn es Affekthandlungen gegeben hat, dann war die Aktion am nächsten Tag selbst aus dieser Sichtweise nicht die logische Folge. Und nach dem tragischen Tod haben alle Beteiligten, die Verantwortlichen im Verband und letztlich auch Presse und Fans (anders als im Fall Asashoryu) nichts zur Aufklärung beigetragen. Die einen wollten es vertuschen, den anderen war es egal.

Ishinohana, nach langer Zeit wieder einmal zu Wort gemeldet

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gernobono
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Beitrag von gernobono »

noch ein kleiner fakt, der erklären könnte, wie es zu dem vorfall in genau diesem heya gekommen ist

tokitsukaze-oyakata war in seiner aktiven zeit der nur sehr mäßig erfolgreiche futatsuryu, der genau einmal komusubi war.....
und dieser futatsuryu kam mit 13! zum ozumo......ich kann mir vorstellen, dass ein solcher rikishi nicht viel anderes kennt, als das leben im heya und die gebräuche dort.....nicht wie die vielzahl der sekitori jetzt, die zumindestens einen high-school hintergrund haben und auch die welt neben ozumo kennen.....

Angrynowaka
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Beitrag von Angrynowaka »

Watashi hat geschrieben:Die Sache zieht weitere Kreise. Jetzt musste Kitanoumi beim Ministerium für Erziehung und Wissenschaft (und Kultur und Sport und Technologie) antreten und dem Minister Rede und Antwort stehen ([url=http://mdn.mainichi-
2. die Betroffenen angemessen bestrafen
Soll das bedeuten, dass die Regierung den NSK die Bestrafung überläßt? Ich meine wenn das war ist, was behauptet wird, dann ist hier doch eindeutig strafrechtlich relevantes Verhalten an den Tag gelegt worden. Es sei denn Heyamachtkämpfe stehen außerhalb des Japanischen Strafrechts, womit ich mich gar nicht auskenne.

Profomisakari
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Beitrag von Profomisakari »

@Ishinohana,

ich kann jetzt nur für mich reden, nicht für die anderen Teilnehmer. Aber ich vermute, dass es den meisten so gegangen ist wie mir:
Ich habe die Nachricht vom Tod Tokitaizans gelesen, mich über die kriminellen Aspekte (Brandmale) gewundert und das Ganze verdrängt, weil ich - der nie in Japan gewesen ist und japanische Befindlichkeiten nur aus bruchstückhaften Bildern und Berichtenkennt - mir keine Vorstellungen machen konnte - und wollte - was hinter den verschlossenen Türen der Heyas zwischen den Bashos und vielleicht auch während der Bashos außerhalb der Reichweite der Kameras so abläuft.
Bilder aus den Heyas ließen mich zwar verstehen, dass die Nachwuchssumotori nicht auf Plüschsofas gehätschelt werden und dass da offenbar ganz schön zur Sache gegangen wird, um sie zur Härte zu erziehen.
Aber was dieses "zur Sache gehen" wirklich bedeutet, was da wirklich abläuft - bitte schön - das konnte - und vielleicht auch wollte - ich mir nicht vorstellen.
Ich möchte auch heute noch davon ausgehen, dass die Art und Weise, wie mit diesem jungen Mann umgegangen wurde, doch die hässliche Ausnahme ist. Ich bin mir aber dessen gar nicht mehr so sicher.

Aber ich bilde mir auch heute noch nicht ein, über diese Welt wirklich urteilen zu können.
Es muss doch Ursachen haben, die tief in der Geschichte - oder nennen wir es Volksseele - verwurzelt sind, wenn ein Vater seinen Sohn so zur Härte gegen sich selbst und zur Unterwürfigkeit gegen seinen Oyakata und allen höhergestellten Personen in der Mikrogesellschaft des Heya erziehen will.
Ich glaube schon, dass sich hier die ganze Widersprüchlichkeit der schnell gewachsenen japanischen Gesellschaft zeigt: Uralte Traditionen, die wir als Europäer bewundern, aber in der Vielfalt ihrer historisch begründeten inneren Zusammenhänge nicht beurteilen können, die wir aber immer mit unseren gewohnten Wertmaßstäben beurteilen möchten.

Das eigentliche Problem taucht auf, wenn da Zusammenhänge auftreten, die nicht zu unseren Wertmaßstäben passen. Was hier passiert ist, kann und darf unsere Wertmaßstäbe nicht umstoßen. Einen jungen Menschen - aus welchen Beweggründen auch immer - so zu erniedrigen und am Ende zu Tode zu bringen, ist schlimm und gebührt nach unseren Vorstellungen schwer bestraft.

Nur - diese Vorgänge zu erklären, zu verstehen - und den Japanern auch noch Verhaltensregeln zu geben, wie sie diese ihre Vergangenheit bewältigen und doch der Nachwelt bewahren sollen, weil wir ja eigentlich so fasziniert sind, das halte ich nicht für angebracht. Dazu mag sich jemand aufschwingen, der diese Welt aus langzeitigem eigenen Erleben kennt.

Vielleicht auch noch eine Erweiterung des Problems: Eigentlich handelt es sich hier zwar um ein japanisches Problem, aber sicher eigentlich um ein
Problem des gesamten asiatischen Lebenskreises, der sich eben doch so stark von unserer Welt unterscheidet, dass er in allen seinen Verkörperungen diese Faszination in uns hervorruft.
Mich stimmt es sehr verwundert, zu lesen, dass der Oyakata Mongole sein soll -oder habe ich da etwas falsch verstanden?
Das zeigt mir, dass alles, was sich da gegenwärtig in verschiedenen Foren als mongolisch - japanische Hasstiraden abspielt, völlig fehl am Platze ist und dass die Akteure dieser Diskussionen besser ihre Energie für eine neue Diskussion aufbringen sollten, die sich um Wege bemüht, solche Vorgänge verschwinden zu lassen und den Sumosport für uns trotzdem attraktiv zu erhalten.

Ich weiß, was ich da in meinem letzten Satz gesagt habe und bin ein wenig schockiert über mich selbst, der ja eigentlich keine Ahnung von den Dingen hat, über die er da redet.

Noch etwas ist mir aufgefallen: Ich habe im englischen Forum kein einziges Posting über diesen Fall gefunden. Ist mir da etwas entgangen - oder ist das wirklich so?

Profomisakari

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Beitrag von Angrynowaka »

Ich glaube nicht, dass das Problem sooo mit japanaischer Tradition und Kultur und Erbe und und und ... zu erklären ist.

Es gab mal "Das Experiment", wo einfachen Leuten Macht gegeben wurde, die sie dann auch mißbrauchten. Und das ist tyisch menschlich, unabhängig davon aus welcher Kultur dieser Mensch kommt. Das kann in traditionellen und auch modernen Gesellschaften auftreten. Und das ist hier meiner Meinung nach passiert.

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Ganryu
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Beitrag von Ganryu »

Angrynowaka hat geschrieben:Es gab mal "Das Experiment", wo einfachen Leuten Macht gegeben wurde, die sie dann auch mißbrauchten. Und das ist tyisch menschlich, unabhängig davon aus welcher Kultur dieser Mensch kommt. Das kann in traditionellen und auch modernen Gesellschaften auftreten. Und das ist hier meiner Meinung nach passiert.
Hallo Angry,

schön, daß man mal wieder von Dir liest! - Zufällig habe ich mich vor einigen Jahren mit jemandem mehrmals über diese psychologischen "Bestrafungs"-Experimente unterhalten, der darüber geschrieben hat. In dem Film "Das Experiment" (mit Moritz Bleibtreu u. a.) sind einige der dabei stattgefundenen Ereignisse wiedergegeben worden. Allerdings gibt es sowohl in dem Fall als auch in den übrigen (besser kontrollierten) Experimenten einen maßgeblichen Unterschied zum realen Leben: Allen "bestrafenden" Personen oder mit "Macht" ausgestatteten Teilnehmern wurde vorher versichert, daß sie für ihr Verhalten und ihre Handlungen im Verlauf der Studie nicht zur Rechenschaft gezogen würden. Ob sie anderenfalls ihre Hemmungen genau so überwunden hätten, scheint mir fraglich. (Oder: hoffe ich zumindest.)

Viele Grüße,

Kana-san

kimarite
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Beitrag von kimarite »

@profomisakari
es gibt im englischen Forum sehr wohl eine ausführliche Berichterstattung, vor allem auch über die neuesten Entwicklungen.

Ich möchte noch einmal klar anmerken, dass das tagtägliche Training mit allen seinen Härten, bis an die und über die Grenzen gehenden Aktionen von diesem tragischen Fall zu trennen ist. Wir alle, ob wir nun in Japan zugeschaut haben oder nur aus dem Internet, Eurosport und anderen Publikationen die Informationen bezogen haben, wissen um die problematische Härte des Trainings. Man kann dazu verschiedener Meinung sein, das mit japanischer Mentalität erklären oder eher mit westlicher Sichtweise und Rechtsverständnis ablehnen, aber man darf nicht diesen konkreten Fall damit erklären.

Hier sind im Vorfeld, während den Bestrafungsaktionen, in der ausgebliebenen Hilfe und im Vertuschen so viele dramatische Fehler passiert, dass einem die Worte fehlen. Vielleicht hat auch deshalb niemand auf die Nachricht von Tsunamiko reagiert. Ob die Schläge mit einer Bierflasche oder mit der flachen Hand gemacht werden, ist doch nicht wirklich wichtig. Und jetzt plötzlich melden sich viele zu Wort. Spät aber doch.


lg
Ishinohana

Angrynowaka
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Beitrag von Angrynowaka »

Kana-san hat geschrieben: Allerdings gibt es sowohl in dem Fall als auch in den übrigen (besser kontrollierten) Experimenten einen maßgeblichen Unterschied zum realen Leben: Allen "bestrafenden" Personen oder mit "Macht" ausgestatteten Teilnehmern wurde vorher versichert, daß sie für ihr Verhalten und ihre Handlungen im Verlauf der Studie nicht zur Rechenschaft gezogen würden. Ob sie anderenfalls ihre Hemmungen genau so überwunden hätten, scheint mir fraglich. (Oder: hoffe ich zumindest.)

Viele Grüße,

Kana-san

Welche Konsequenzen hat denn ein Sekitori zu fürchten, wenn er einen Nicht-Sekitori "unagemessen" behandelt?

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Jakusotsu
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Beitrag von Jakusotsu »

Angrynowaka hat geschrieben:Soll das bedeuten, dass die Regierung den NSK die Bestrafung überläßt? Ich meine wenn das war ist, was behauptet wird, dann ist hier doch eindeutig strafrechtlich relevantes Verhalten an den Tag gelegt worden. Es sei denn Heyamachtkämpfe stehen außerhalb des Japanischen Strafrechts, womit ich mich gar nicht auskenne.
Der Fall wird natürlich von der Polizei untersucht und ganz regulär strafrechtlich verfolgt. Die Anhörung Kitanoumis bei dem NSK übergeordneten Ministerium hat damit nichts zu tun.
Profomisakari hat geschrieben:Mich stimmt es sehr verwundert, zu lesen, dass der Oyakata Mongole sein soll -oder habe ich da etwas falsch verstanden?
Ganz falsch. Tokitsukaze Oyakata ist waschechter Japaner.
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Raishu
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Beitrag von Raishu »

Nishinoshima aus dem englischen Sumoforum besucht regelmäßig Trainingssessions vereinzelter Heya und filmt diese mit seiner Kamera.

http://www.youtube.com/watch?v=gDy5NEzs1vI

http://www.youtube.com/watch?v=nibl_J_D ... ed&search=

Ich habe mal zwei Auschnitte gepostet, in denen "Trainingsmaßnahmen" zu sehen sind. Vielleicht ist es für den einen oder anderen interessant sich diese anzuschauen.

Ausschnitt 1 aus dem Magaki Beya zeigt, wie ein Rikishi seinen Trainingspartner etwas härter rannimmt.

Auschnitt 2 aus dem Hanakago Beya zeigt Hanakago Oyakata und einen weiteren Rikishi, die einem jüngeren Kämpfer eine Lektion erteilen.

Meiner Meinung nach zeigen beide Filmmitschnitte was "angemessene" Trainingsmaßnahmen sein können. Ich empfinde sie nicht als stark verletzend oder verachtend.

Die Frage von Angrynowaka finde ich sehr interessant, da ich denke, dass es darauf keine klare Antwort gibt.
Ich glaube, dass dies von Heya zu Heya verschieden ist (zumindest was die Definition des Wortes "unangemessen" angeht).

Akezuma
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Beitrag von Akezuma »

Was denn, was denn... die Rekrutier- und Ausbildungsmethoden des preußischen Militärs im 18.Jh. existieren noch? Im Sumo?

Hat Tokitsukaze-Oyakata vor einiger Zeit nicht Asashoryu in seinem Heya zur unerwünschten Person erklärt, da dieser Toyonoshima beim Training schwer verletzt hatte? So weit, so gut. Sollten sich aber die Vorwürfe gegen ihn bestätigen, wieviel Japaner erklären dann Tokitsukaze-Oyakata zur unerwünschten Person? Austritt aus dem NSK, kein Basho mehr live erleben, kein Eintritt in irgendeine Sporthalle oder Stadion, Feste sind tabu... von seinem Gewissen und der Schuld mal ganz zu schweigen...

Reine Spekulation:
Für den Fall, dass alle Sekitori in den Fall verwickelt sein sollten, wird bestimmt eine Heya-interne Regelung gefunden, wer die Schuld auf sich nimmt, damit die anderen ihre Karriere fortsetzen kِönnen. Wird es der verletzungsgeplagte Shimootori - u.a. Bandscheibenvorfall - werden? Oder der Dienstälteste (Tokitsuumi), der bereits Rentenpapiere mit Namen Nishikijima besitzt (die aber dann schnell an Wert verlieren dürften)?

tainosen
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Beitrag von tainosen »

Auch mich hatte die Meldung schockiert - trotzdem habe ich mich nicht zu einer vorschnellen Reaktion hinreissen lassen - denn es handelt sich um schwerwiegende Vorwürfe aus Pressemitteilungen - bei allem Respekt vor die Presse als 4. Gewalt.
Die hierzulande geltenden Grundsätze im Strafverfahren gelten grundsätzlich auch in Japan - insofern war ich auch etwas verschnupft, dass kommentarlos die Sekitori des Heyas namentlich benannt worden sind.
kimarite hat geschrieben: Ich möchte noch einmal klar anmerken, dass das tagtägliche Training mit allen seinen Härten, bis an die und über die Grenzen gehenden Aktionen von diesem tragischen Fall zu trennen ist. Wir alle, ob wir nun in Japan zugeschaut haben oder nur aus dem Internet, Eurosport und anderen Publikationen die Informationen bezogen haben, wissen um die problematische Härte des Trainings. Man kann dazu verschiedener Meinung sein, das mit japanischer Mentalität erklären oder eher mit westlicher Sichtweise und Rechtsverständnis ablehnen, aber man darf nicht diesen konkreten Fall damit erklären.

Hier sind im Vorfeld, während den Bestrafungsaktionen, in der ausgebliebenen Hilfe und im Vertuschen so viele dramatische Fehler passiert, dass einem die Worte fehlen. Vielleicht hat auch deshalb niemand auf die Nachricht von Tsunamiko reagiert. Ob die Schläge mit einer Bierflasche oder mit der flachen Hand gemacht werden, ist doch nicht wirklich wichtig. Und jetzt plötzlich melden sich viele zu Wort. Spät aber doch.
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Ishinohana
Diese Klarstellung von Ishinohana kann ich nur begrüßen - denn das eine hat mit dem anderen eigentlich nichts zu tun.

Ich mache selbst seit 35 Jahren Sport, früher als aktiver Leistungsportler, jetzt als Freizeitsportler und aktiv als Trainer und Kampfrichter.
In jedem leistungsbetonten Sport gibt es seitens der Trainer und Mitrainierenden psychischen Druck und bisweilen auch Quälerein die für Zuschauende wie Tätlichkeiten aussehen und dejure Körperverletzungen und mehr sind - die in der Trainingsgruppe aber toleriert bzw. auch nur geduldet werden.

Ich selbst habe es oft erlebt, wie wir uns mit noch über 30 Lebensjahren von japanischen Meistern im Training mit dem Bambusstock haben "schlagen" lassen - dass ist dort so üblich und da wir uns für Training im Original entschieden hatten, wurde es hingenommen.
Komisch - sonst lasse ich mir im Leben eigentlich nichts gefallen - ich kann mich aber nicht erinnern, dass man die eigene oder fremde Züchtigung während des Trainings als ungerecht und fehl am Platz empfand - es gab immer einen Anlass, die Züchtigung tat weniger weh als die Schmach die einen traf - und der Meister war ob seiner 20 Lebensjahre mehr trotzdem immer in der Lage, die Übung besser, schneller und öfter vorzuführen.
Mein japanischer Meister, als Absolvent der Instructorausbildung der JKA hat das mal so auf den Punkt gebracht:
Erstes Mokutso - Gefängnis - zweites Mokutsu - Freiheit.

Zum Aspekt "Eltern" kann ich folgendes berichten:
Es ist mir nicht nur einmal als Trainer passiert, dass mir Eltern ihre aufmüpfigen Kinder in das Dojo geschoben haben mit der Bemerkung " Machen Sie mal einen richtigen Mann aus unserem Sohn". Später dann, meist waren es verhaltensauffällige Kinder, wurde mir auch erklärt, dass ich mich nicht wie die Lehrer in der Schule zurückhalten solle - faktisch wurde mir die Züchtigung seitens der Eltern erlaubt - also was wir zu Hause und die in der Schule nicht hinbekommen, dass soll der Karatetrainer mal richten.

Übrigens benutzen ich auch ein Shinai im Training, um bestimmte Körperpartien zu Demonstrationszwecken zu berühren und andere Dinge vorzuführen, ab und zu gibt es auch mal einen Klapps damit, wenn die Leute nicht tief genug oder schief stehen, die Faust nicht geschlossen ist etc. - aber nicht ggü. Minderjährigen.

Der Tod von Tokitaizan und dessen Umstände - die bisher bekannten Begleitumstände erinnern einen an Bestrafungsszenario in militärischen Eliteeinheiten - haben m. E. nichts gemeinsam mit der "üblichen" Strenge und Qual im Training, wie sie auch die letzten beiden Videoschnipsel von Nishinoshima zeigen.

Letztlich geht man doch freiwillig zum Training, um sich dort auch zu "quälen" bzw. "quälen zu lassen".
Nach den bisherigen Erkenntnissen konnte ich von Freiwilligkeit bei Tokitaizan nichts erkennen.
Ich verfolge die Angelegenheit mit Aufmerksamtkeit weiter.

bg
tainosen
Zuletzt geändert von tainosen am 1. Okt 2007 21:42, insgesamt 1-mal geändert.
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Ganryu
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Beitrag von Ganryu »

tainosen hat geschrieben:In jedem leistungsbetonten Sport gibt es seitens der Trainer und Mitrainierenden psychischen Druck und bisweilen auch Quälerein die für Zuschauende wie Tätlichkeiten aussehen und dejure Körperverletzungen und mehr sind - die in der Trainingsgruppe aber toleriert bzw. auch nur geduldet werden.
Ich selbst habe es oft erlebt, wie wir uns mit noch über 30 Lebensjahren von japanischen Meistern im Training mit dem Bambusstock haben "schlagen" lassen - dass ist dort so üblich und da wir uns für Training im Original entscheiden hatten, wurde es hingenommen.
Entscheidend ist in meinen Augen, wo die Grenze gezogen wird.

Ich habe mit 12 bis 17 Jahren mehrere Jahre regelmäßig Judo / Karate betrieben, wobei ebenfalls "Härten" im Training hingenommen worden. Nein, hingenommen ist das falsche Wort - es wurde als integraler Bestandteil des Trainings angesehen. In ähnlicher Weise wurden "Härten" im Training während meiner Marineausbildung akzeptiert (obwohl sie dort eher als "Schikanen" bezeichnet wurden).
Hier wie dort scheint es mir doch aber eine Grenze zu geben, an der "der Spaß aufhört", wenn sie auch schwer zu ziehen ist und zudem für verschiedene Personen an unterschiedlicher Stelle liegt. Daß es da leicht zu Mißverständnissen kommen kann, ist klar. Ebenso wie die Erkenntnis, daß die Grenze beim hier diskutierten Fall sicher überschritten wurde.

Viele Grüße,

Kana-san

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Jakusotsu
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Beitrag von Jakusotsu »

Hier ein Artikel der Süddeutschen zum Thema:

http://www.sueddeutsche.de/sport/weiter ... 89/135725/

Während die erste Seite noch sehr sachlich und fundiert geschrieben ist, wird es dann aber auf der zweiten schon sehr polemisch - schade. :?
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Ganryu
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Beitrag von Ganryu »

Die Sprache des Artikels ist schon ziemlich merkwürdig: Sumo als "die Spiele der strammen Nationalisten" zu bezeichnen ist sehr weit hergeholt. Auch "Impresario" ist wohl eine höchst inkompetente Auslegung des Begriffes Oyakata. Und "Unterhunde"? Da hat doch jemand aus dem Englischen abgeschrieben und sich seine Übersetzung googeln lassen. :roll:

Viele Grüße,

Kana-san

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Raishu
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Beitrag von Raishu »

Dies wurde auf sumoforum.net gepostet:

Am 5. Oktober wird eine Sondersitzung eimberufen, in der Tokitsukazes Ausschluss aus dem NSK beschlossen werden soll. Gerüchten zufolge soll ex-Aogiyama, zur Zeit Edagawa Oyakata, neuer Tokitsukaze Oyakata werden.

Damit wäre schonmal sicher, dass das NSK seine eigenen Konsequenzen aus dem Fall ziehen wird. Bleibt abzuwarten, ob noch mehr Offizielle oder Rikishi ihren Hut nehmen werden/müssen.

Wichtig ist in erster Linie, dass das Tokitsukaze Heya weiter bestehen bleibt. Aufgrund seiner langen erfolgreichen Geschichte, und als Kopf des namensgleichen Ichimons wäre die Auflösung des Stalles ein weiterer heftiger Schlag für die Sumowelt gewesen.
Zuletzt geändert von Raishu am 2. Okt 2007 14:47, insgesamt 1-mal geändert.

Watashi
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Beitrag von Watashi »

In der Nikkan Sports (nur auf Japanisch) wird von einem anderen rikishi des Tokitsukaze Beya berichtet, dem ähnliches widerfahren sein soll, der aber am Ende erfolgreich ausgestiegen ist. Der Name wird nicht genannt, aber es soll der erste rikishi gewesen sein, den der jetzige Tokitsukaze oyakata nach der Übernahme des heya rekrutiert hat (maezumo im März 2002, intai nach dem aki basho 2005).

Dieser Ex-rikishi erzählt, dass die Leute im heya nett zu ihm waren, bis er beim mae-zumo angetreten war. Dann änderte sich der Ton und die Schikanen begannen. Während es wohl üblich ist, dass die Behandlung strenger wird, sobald die rikishi sozusagen offiziell dabei sind, scheint das im Tokitsukaze beya doch übertrieben worden zu sein.

Der shisho hatte dem Neuen erst gesagt, er könne sich jederzeit an ihn wenden, falls er Probleme habe, aber nachdem der Neu-rikishi sich über die Schikanen seiner höherrangigen Stallgefährten beschwert hatte, wurde das mobbing nur noch schlimmer und er wurde von Tokitsukaze oyakata bezichtigt, die Beschwerden nur zu erfinden. Deshalb ist er insgesamt drei Mal davon gelaufen. Die ersten beiden Male wurde er (respektive seine Mutter) vom shisho und der okami-san überredet, zurückzukehren und jedesmal wurden die Bestrafungen schlimmer.

Er wurde zwar nach eigener Aussage nicht mit einem Metallbaseballschläger geschlagen, aber dafür mit einem Eisenkochtopf und einem Holzlöffel. Außerdem soll es auch zu Faustschlägen durch den shisho gekommen sein und zur Strafe wurde er von Höherrangigen verprügelt und einem ähnlich harten "keiko" unterzogen wie der nun gestorbene rikishi. Die längste butsukari-Sitzung soll 1 Stunde 20 Minuten gedauert haben. Außerdem berichtet der Ex-rikishi, dass Tokitsukaze oyakata zu Gewalttätigkeiten neigt, wenn er getrunken hat (was wohl häufiger vorkommt). Er soll dabei auch andere rikishi mit Bierflaschen geschlagen haben (aber nicht denjenigen, der hier berichtet).

Der betreffende Ex-rikishi ist insgesamt dreimal weggelaufen und nach dem dritten Mal nicht wieder zurückgekehrt. Deshalb versuchte Tokitsukaze oyakata (laut Artikel) der Familie des rikishi etwa 1 Mio. Yen (damals etwa 7500 Euro) an Unterhalt für Kleidung und Essen in Rechnung zu stellen, was die Familie allerdings wohl nicht bezahlt hat. Der Artikel zeigt sich verwundert über diesen Anspruch, da das NSK den heya etwa 1860000 Yen pro Jahr und deshi zahle. Dies könne auch ein Grund sein, wieso Tokitsukaze oyakata die rikishi unbedingt am Weglaufen und Aussteigen hindern will, deutet der Artikel an.

Das alles ist natürlich nur die Darstellung eines ehemaligen rikishi in einem Artikel. Ich will und kann nicht sagen, inwiefern das zutreffend ist. Falls es sprachlich also nicht so klar ist: Dies stellt weder meine Meinung noch bewiesene Fakten dar, sondern ist nur der Versuch einer Zusammenfassung des japanischen Artikels.

Matitsuomi
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Beitrag von Matitsuomi »

Wichtig ist in erster Linie, dass das Tokitsukaze Heya weiter bestehen bleibt. Aufgrund seiner langen erfolgreichen Geschichte, und als Kopf des namensgleichen Ichimons wäre die Auflösung des Stalles ein weiterer heftiger Schlag für die Sumowelt gewesen.
Genau das ist doch der Murks. Wenn solche Vorfälle wie hier auftreten, dann ist in erster Linie wichtig, dass aufgeklärt wird, was wie passiert ist, und man versucht, gleichartiges für die Zukunft zu verhindern. Dazu gehört sicherlich auch ein Zur-Rechenschaft-Ziehen der Verantwortlichen.

Dass ein Name geschützt, das ist bestenfalls zweitrangig und darf nur dann geschehen, wenn es mit obigem nicht in den geringsten Konflikt gerät. Abgesehen davon: wenn man versucht, durch ein bisschen übertünchen das "Gesicht" zu wahren, wird man es auf Dauer um so schmerzhafter verlieren.

Der Schlag für die Sumowelt ist bereits da. Und die obige Prioritätensetzung (eines Posters eines Forums) wäre rumwerkeln an Symptomen, nicht an der Ursache. Damit löst man keine Probleme.

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Raishu
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Beitrag von Raishu »

Matitsuomi hat geschrieben:
Wichtig ist in erster Linie, dass das Tokitsukaze Heya weiter bestehen bleibt. Aufgrund seiner langen erfolgreichen Geschichte, und als Kopf des namensgleichen Ichimons wäre die Auflösung des Stalles ein weiterer heftiger Schlag für die Sumowelt gewesen.
Genau das ist doch der Murks. Wenn solche Vorfälle wie hier auftreten, dann ist in erster Linie wichtig, dass aufgeklärt wird, was wie passiert ist, und man versucht, gleichartiges für die Zukunft zu verhindern. Dazu gehört sicherlich auch ein Zur-Rechenschaft-Ziehen der Verantwortlichen.

Dass ein Name geschützt, das ist bestenfalls zweitrangig und darf nur dann geschehen, wenn es mit obigem nicht in den geringsten Konflikt gerät. Abgesehen davon: wenn man versucht, durch ein bisschen übertünchen das "Gesicht" zu wahren, wird man es auf Dauer um so schmerzhafter verlieren.

Der Schlag für die Sumowelt ist bereits da. Und die obige Prioritätensetzung (eines Posters eines Forums) wäre rumwerkeln an Symptomen, nicht an der Ursache. Damit löst man keine Probleme.
Hmm, vielleicht stehe ich gerade einfach auf dem Schlauch, aber was hat das Weiterbestehen des Heyas mit der Aufklärung des Falls und der Sanktionierung der Beteiligten zu tun.

Klar, du hast völlig recht, dass die Angelegenheit geklärt werden muss und die Verantwortlichen dementprechend zur Rechenschaft gezogen werden müssen. Diese Sache hat absolute Priorität.

Der dritte Abschnitt meines Posts steht aber für sich und hat nichts mit dem Verbrechen an sich zu tun.

Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass das Schließen eines so großen Heyas wie Tokitsukaze die Organisationsstrukturen des Ichimons aus den Fugen wirft, und somit einer der prestigekräftigsten Ställe verschwinden würde. Nicht zu vergessen, dass die restlichen Rikishi in ein anderes oder mehrere Heya umverteilt werden müssten. Dieser Vorgang ist nicht gerade unkompliziert.
Mit einem neuen korrekt arbeitenden Tokitsukaze Oyakata könnte im Heya wieder zwischenfallfreies Training stattfinden, ohne dass weitere Komplikationen auftreten.

Ich verstehe auch nicht, was du mit "Namen geschützt" meinst?

Die Oyakatanamen werden weiter verkauft / vererbt. Hinter dem Namen Tokitsukaze kann sich also ein vorbildlicher Trainer oder ein gewaltbereiter Sadist (wie in diesem Fall) verbergen. Würde das Heya geschlossen werden, würde der nächste Käufer unter diesem Namen in einem anderen Heya weiter arbeiten. Das tut dem Namen an sich also nichts ab.

Mit meinem Beitrag möchte ich keinesfalls die Dringlichkeit der Aufklärung herabsetzen, um Gottes Willen. Es war lediglich ein Anriss, inwiefern der Vorfall die Organisationsstrukturen tangiert.

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Ganryu
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Beitrag von Ganryu »

Dieser Gedanke ("Schlag für die Sumowelt"? Ja, aber was ist der Grund dafür?) ist mir in dem Zusammenhang noch gar nicht gekommen. Es scheint mir aber geboten, noch etwas zu differenzieren, denn wie betrachtet man Ozumo in Japan? Unter anderem von dieser Wahrnehmung hängt es ab, wie ein solcher Vorfall gewertet wird.

Ist Sumo und die überlieferte - so nenne ich mal das ganze Drumherum - "Heya-Kultur" ein nationales Erbe, das es möglichst unverändert zu bewahren und weiterzuführen gilt? Oder ist es zu einer Sportart wie Fußball mutiert, die alte Wurzeln hat, aber der heutigen Zeit schon aus rechtlichen Gründen angepaßt werden muß?

Letzteres ist vermutlich die offizielle Lehrmeinung, aber ich bin sicher, daß es im Publikum und auch im Verband viele Traditionalisten gibt, die die "alten Werte" kultivieren und konsequent angewandt wissen wollen. (Für diesen Fall übersteigert formuliert: dem Fürsten / dem Vorgesetzten ist bei Strafe widerspruchslos zu gehorchen, und das geht nicht immer ohne Opfer ab.)

Unabhängig davon, auf welchem Standpunkt man steht - und für uns freiheitlich / demokratisch orientierte Westeuropäer ist das wohl keine Frage - als Schlag für die Sumowelt wird der Vorfall wohl auch von den Traditionalisten angesehen werden; weniger wegen des tragischen Aspektes an sich, sondern weil er das Ozumo ins Gerede bringt.

Viele Grüße,

Kana-san

Matitsuomi
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Beitrag von Matitsuomi »

Raishu hat geschrieben: Hmm, vielleicht stehe ich gerade einfach auf dem Schlauch, aber was hat das Weiterbestehen des Heyas mit der Aufklärung des Falls und der Sanktionierung der Beteiligten zu tun.
Im ersten Post stand "Wichtig ist in erster Linie, dass das Tokitsukaze Heya weiter bestehen bleibt." Und darunter verstand ich, dass das eine Priorität hat, die alles aussticht. Es sei nicht so wichtig, diesen Fall aufzuklären und andere in Zukunft zu verhindern, wie dass ein Heya bestehen bleibt, in dem wohl einiges schief lief. Derartiges bekommt man in vergleichbaren (im Sinne von "Probleme im Sport") Fällen oft zu hören. Das meinte ich auch mit "Namen schützen": erst mal stellen wir sicher, dass möglichst wenig auf XY (uns, Heya soundso, Sportler, Präsidenten) zurück fällt, danach widmen wir uns der eigentlichen Sachfrage. Und selbst wenn man es nicht explizit hört, so läuft doch vieles so. Im Moment radelt auch manches so.
Klar, du hast völlig recht, dass die Angelegenheit geklärt werden muss und die Verantwortlichen dementprechend zur Rechenschaft gezogen werden müssen. Diese Sache hat absolute Priorität.

Der dritte Abschnitt meines Posts steht aber für sich und hat nichts mit dem Verbrechen an sich zu tun.
Naja, für mich, und vielleicht auch für andere, liest es sich eben so, dass zunächst die Institution Sumo zu schützen ist, da diese größer ist als Einzelpersonen und ein paar Tote sind bedauerlich und sollten nicht vorkommen, aber sind doch eher sekundär.

Wenn Du es nicht so meintest (oder der Zitatgeber, war mir nicht sicher, ob das von Dir ist, da es ja mit einer Zitatankündigung losgeht und das Ende des Zitates nicht klar ist), dann ist das gut. Aber es gibt immer Leute, die das genau so sehen, wie ich es hier auch verstanden habe. Und genau das ist der Murks.

Watashi
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Beitrag von Watashi »

Falls es noch jemanden interessiert, der nicht regelmäßig im englischen Forum oder auf anderen Wegen seine Informationen bezieht, hier ein kurzes Update:

Am Montag musste Tokitsukaze oyakata bei der kyokai antreten und sich erklären. In dem Zusammenhang gab es Berichte, dass der Ausschluss aus der kyokai beschlossene Sache sei. Unter anderem wurde Kitanoumi rijicho dahingehend zitiert, dass ein solches Vorgehen wohl unumgänglich sei.

Am Mittwoch nun besuchten Vertreter der kyokai das heya und befragten die rikishi und alle, die sonst noch da sind (14 rikishi, 1 yobidashi, 1 tokoyama, 2 oyakata) insgesamt wohl alle 18 Mann. Danach verkündete Kitanoumi, dass auch über eine ernsthafte Bestrafung der beteiligten rikishi nachgedacht werden soll. Alles weitere ist allerdings der rijikai überlassen.

Am Mittwoch abend erschien Tokitsukaze oyakata im Fernsehen, um sich zu rechtfertigen. (Er tat dies, ohne die obligatorische Genehmigung der kyokai einzuholen. Es gab nur eine kurze telefonische Benachrichtigung der kyokai, dass er im Fernsehen auftrete, vom Seiten des heya.) Sein Standpunkt:
- er hat nie Gewalt gegen den verstorbenen rikishi angeordnet
- der Zwischenfall mit der Bierflasche war eigentlich nur als leichter Stupser gemeint und artete dann ohne sein Wollen aus, so dass es zu dem Schnitt auf der Stirn kam
- bei der butukari keiko-Sitzung, nach der der rikishi gestorben ist, hat einer der höherrangigen rikishi den verstorbenen zwar mit einem Metallbaseballschläger auf den Hinter gehauen, der oyakata habe ihn aber sofort gestoppt
- er bleibt bei der Darstellung, dass der Tod ein unvorhersehbarer und ungewollter Trainingszwischenfall war

Ab Mittwoch abend hat Tokitsukaze oyakata seinen Anwalt mit einem ausführlichen Erklärungsschreiben zu den riji geschickt, die über seinen Ausschluss zu entscheiden haben. Er will verhindern, dass es zu einem Ausschluss kommt, da er sich für unschludig hält. In dem Zusammenhang scheinen manche Berichterstatter nicht mehr sicher zu sein, dass der Ausschluss wirklich schon in trockenen Tüchern ist.
Insgesamt fühlt sich Tokitsukaze oyakata wohl missverstanden und falsch behandelt. Aus dem Umkreis des heya wird auch angedeutet, dass Tokitsukaze oyakata gegen einen (aus seiner Sicht ungerechtfertigten) Ausschluss gerichtlich vorgehen könnte. Inwieweit so etwas Erfolgschancen haben könnte, habe ich nicht gelesen.

Nach Tokitsukaze oyakatas Erklärung scheint der schon sichergeglaubte Ausschluss nicht mehr so sicher zu sein. Zumindest zeigen sich einige der riji davon beeindruckt und nicht mehr so sicher, ob der Ausschluss die richtige Entscheidung sei (Bericht in der Mainichi Shinbun auf Englisch).

Watashi
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Beitrag von Watashi »

So, die riji-kai hat getagt und folgende Entscheidungen getroffen:

- Tokitsukaze oyakata wird (erwartungsgemäß) aus der kyokai ausgeschlossen; die Entscheidung fiel laut Kitanoumi einstimmig
- Kitanoumi rijicho bekommt eine Gehaltskürzung um 50 % für vier Monate
- die restlichen riji bekommen eine Gehaltkürzung um 30 % für drei Monate (das trifft Takasago oyakata wohl um so mehr, da er ja schon von der Asashoryu-Sache 30 % Kürzung bis inklusive November hat)
- die Bestrafung der beteiligten rikishi des Tokitsukaze-beya wird aufgeschoben, bis die polizeiliche Ermittlung abgeschlossen wurde und eventuell Anklage erhoben wurde
- die Nachfolgeregelung für das nun shisho-lose Tokitsukaze-beya wird bis zum 9.10. getroffen

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Qijuryu
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Beitrag von Qijuryu »

Watashi hat geschrieben:Falls es noch jemanden interessiert, der nicht regelmäßig im englischen Forum oder auf anderen Wegen seine Informationen bezieht........
Ich begrüße solche und alle anderen Informationen und Neuigkeiten über SUMO in diesem Deutschen Sumoforum. Danke Watashi.

Daneben bedauere ich, dass das englische Forum wohl auch für die aktiven
deutschsprachigen Mitglieder aus diesem Forum Vorrang hat und hier meines Erachtens zu wenig gepostet wird.


Qijuryu

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Watashi
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Beitrag von Watashi »

Auch die Polizei der Präfektur Aichi (Hauptstadt: Nagoya) hat sich heute gerührt:

Laut Yomiuri Shinbun wurde heute verlautbart, dass der Tod des rikishi endgültig auf einen traumatischen Schock aufgrund multipler äußerer Verletzungen zurückgeführt wird (ein "normaler" Herztod ist somit aus dem Spiel). Ob diese vom extensiven butsukari keiko oder von Misshandlungen durch höherranigie rikishi stammen, ist aber noch nicht geklärt.

Außerdem habe der (ehemalige) Tokitsukaze oyakata gemäß Mainichi Shinbun (nur Japanisch) bei einer Aussage vor der Polizei zugegeben Tokitaizan mit der Bierflasche nicht nur an der Stirn (wie vor der kyokai ausgesagt) unglücklich berührt zu haben, sondern auch seinen Bauch und seine Schenkel geschlagen zu haben, während er ihn am Vorabend seines Todes belehrte. Ein direkter Zusammenhang mit seinem Tod wird allerdings nicht unterstellt, soweit ich das sehe. Trotzdem wird der Unterschied in den Aussagen des oyakata als schwerwiegend bezeichnet. Außerdem wird davon ausgegangen, dass es im Moment in Richtung Anklage geht.

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sashimaru
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Beitrag von sashimaru »

Auch n-tv weiß was zu berichten:

http://www.n-tv.de/862052.html
"Always remember that you are unique. Just like everybody else."

Watashi
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Beitrag von Watashi »

Laut Nikkan Sports (auf Japanisch) sieht es so aus als ob es eine andere Nachfolgeregelung für das Tokitsukaze beya geben wird, als bisher berichtet. Offenbar wehrt sich der (gerade noch) Tokitsukaze oyakata dagegen, das heya an Edagawa oyakata (Ex-Aogiyama) zu übergeben und, da er immer noch der Eigentümer des Tokitsukaze-Titels ist (auch wenn er ihn nicht mehr nutzen darf), kann die Entscheidung nicht ohne seine Zustimmung getroffen werden.

Die neue Regelung sieht vor, dass Tokitsuumi so schnell wie möglich (also vor Dienstag) zurücktritt und dann den Tokitsukaze-Titel und das heya übernimmt. Den Tokitsukaze-Tiel bekommt er im Tausch gegen den Titel, der Tokitsuumi im Moment gehört. Der (schon bald ehemalige) Tokitsukaze oyakata kann zwar den neuen Titel genauso wenig benutzen wie den jetzigen, aber natürlich vermieten oder verkaufen, da er Privatbesitz ist (Wert etwa 100 Mio. Yen laut Sport Nippon (auf Japanisch)).
Tokitsuumi war zwar wohl erst dagegen, wurde aber laut Berichten vom Vorgänger des jetzigen Tokitsukaze oyakata (ehem. Ozeki Yutakayama, auch ehem. Riji-cho) und dem Chef des Ichimon Isenoumi oyakata überredet. Aufgrund der gesetzten Frist (9.10.) wird das allerdings alles etwas eng, weil daran wohl eine Menge Formalitäten hängen. Zuerst hat Tokitsuumi erst einmal eine Freistellung vom heutigen Ein-Tages-Wohlfahrts-Turnier und vom morgen beginnenden Jungyo beantragt.

Tokitsuumi soll bei den anderen rikishi des heya beliebt sein und in der jetzigen Krise das heya zusammengehalten haben. Außerdem werden ihm gute Führungsqualitäten bescheinigt. Es wird wohl nur problematisch, dass das Rekrutieren für das Tokitsukaze beya in Zukunft nicht gerade einfacher wird und dass die Bestrafung der beteiligten rikishi noch aussteht. Da kommt also einige auf den neuen oyakata zu.

Futschikato

Beitrag von Futschikato »

Watashi hat geschrieben:So, die riji-kai hat getagt und folgende Entscheidungen getroffen:

- Tokitsukaze oyakata wird (erwartungsgemäß) aus der kyokai ausgeschlossen; die Entscheidung fiel laut Kitanoumi einstimmig
- Kitanoumi rijicho bekommt eine Gehaltskürzung um 50 % für vier Monate
- die restlichen riji bekommen eine Gehaltkürzung um 30 % für drei Monate (das trifft Takasago oyakata wohl um so mehr, da er ja schon von der Asashoryu-Sache 30 % Kürzung bis inklusive November hat)
- die Bestrafung der beteiligten rikishi des Tokitsukaze-beya wird aufgeschoben, bis die polizeiliche Ermittlung abgeschlossen wurde und eventuell Anklage erhoben wurde
- die Nachfolgeregelung für das nun shisho-lose Tokitsukaze-beya wird bis zum 9.10. getroffen
Da ich ausschließlich das deutsche forum lese, bin ich über jede info glücklich. Interessant finde ich hier, das die sumo-manager (ich nenn sie mal so) hier ihre mitschuld erkennen und sich auch gleich selbst bestrafen. Man stelle sich das mal zum Beispiel bei Siemens (oder jedem beliebigen anderen Konzern,Sportverband, Politiker ...) vor. Da fühlt sich nie jemand für taten mitverandwortlich, die untergebene zu verantworten haben.

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